Im aktuellen Blitzlicht greife ich in unregelmässigen Abständen aktuelle Themen auf und betrachte sie aus strategischer Sicht.
Kennen Sie diese Geschichte: "Zwei Mönche aus verschiedenen Zen-Schulen treffen sich auf einer Brücke, die über einen tiefen Fluss führt. Ein Mönch fragt den anderen, wie tief der Fluss wohl sei? Anstatt eine verbale Antwort zu erhalten, wird der Mönch, der gefragt hatte, von dem anderen kurzerhand ins Wasser geworfen." **
Sie können sich vorstellen, dass der fragende Mönch durch die überraschende Antwort weit mehr und intensiver erfahren hat, welche 'Tiefe' der Fluss hatte, als wenn der andere im westlichen, wissenschaftlich-mathematischen Verständnis mit einer Meter-Angabe geantwortet hätte. So erlebte er die Tiefe des Flusses in allen Aspekten und mit allen Sinnen und bekam eine weit klarere Vorstellung, als wenn der andere nur gesagt hätte "na, vielleicht 5,50 m!"
Warum diese Geschichte?
Nun, weil wir gesellschaftlich viele Aspekte des Lebens auf nur einen einzigen Aspekt reduzieren und versuchen, komplexe Geschenisse mit Zahlen zu durchdringen und zu beherrschen.
Beispiel 1: Wenn jemand einen anderen nach der 'Lebenserwartung' fragt, bekommt er meist eine Antwort in Jahreszahlen: "na, vielleicht noch xx Jahre?" So, als ob unser Leben nur eine zeitliche Abfolge von Jahren wäre. Lebenserwartung bedeutet doch viel mehr: Freude, Sorgen, Reisen, Erfolge, Menschen, Liebe, Geografie, Gesundheit, Krankheit, Familie, Hobbies usw. usw.
Beispiel 2 Corona:
Wahrscheinlich macht die Pandemie uns mehr und mehr bewusst, dass Gelderwerb zwar wichtig ist, um in unserer Zivilgesellschaft zurecht zu kommen. Aber Geld, Einkommen ist weder der einzige noch der wichtigste Lebenszweck. Wir leben nicht, um zu arbeiten, sondern wir arbeiten, um zu leben. Die Gesundheit ist wieder im Fokus, auch für noch Gesunde. Der Wert von Begegnungen, Freundschaften, die Folgen des Klimawandels und der Verknappung von Rohstoffen und Materialien werden uns wieder bewusst.
2021 geht zu Ende, wir ziehen Bilanz und denken daran, was wir 2022 tun und erreichen wollen, denken uns eine 'Strategie 2022' aus. Große Unsicherheit verursacht die Pandemie. Im Sommer war man sich noch sicher, dass durch die Impfung und Schutzmassnahmen das Schlimmste überstanden sei. Was für ein Irrtum! Jetzt, da auch voll Geimpfte auf Intensivstationen liegen, die Infektionszahlen in die Höhe schnellen, wird deutlich, dass wir eben nichts 'im Griff' haben. Immer wieder betonen Politiker und Experten, wie komplex das Geschehen sei. Ja, stimmt! Doch komplexe Geschnisse sind nicht beherrschbar, sie entziehen sich unserem technisch-linearen Denken.
Wir müssen lernen, mit komplexen Abläufen richtig umzugehen. Das heisst
der Überblick ist wichtiger als das Detail,
die Zusammenhänge sind wichtiger als die einzelnen Elemente,
vor das Problem kommen, statt hinterher zu lösen, schon bei den ersten Anzeichen agieren - hätten wir im Herbst die Schutzmassnamhmen ausgelöst, die jetzt in schneller Folge mit hysterischer Hektik ausgelöst werden, wäre uns die vierte Welle vielleicht erspart geblieben,
erkennen, welches die wirklich wichtigen Faktoren sind - unsere Intensivstationen sind ja deshalb überlastet, weil jahrelang die Kapazitäten aus Kostengründen abgebaut wurden, jetzt fehlen uns Betten und Personal,
wertschätzen, was überlebenswichtig ist - gute und ausgeruhte Ärzte und Pflegekräfte sind vermutlich derzeit wertvoller als gute Manager*innen, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern wäre wahrscheinlich sinnvoller als manche aufgeregte Diskussion über Worte und Benachteiligungen.
Aber nicht nur eine Änderung des Fokus ist wichtig, sondern wir brauchen mehr Achtsamkeit, Wahrnehmung und Lernbereitschaft. Da sitzen Leute in einem Bus oder einer Strassenbahn, aber statt sich umzusehen, einen Augen-Blick auszutauschen oder ein paar Worte zu wechseln, starren fast alle auf ihr Smartphone. Wir interessieren uns nicht für fremde Menschen, widmen ihnen keine Aufmerksamkeit. Aber wenn wir verunglücken oder krank werden, erwarten wir von fremden Menschen (Ärzten, Sanitätern, Polizisten, Pflegekräften), dass sie uns ihre volle Aufmerksamkeit und Kraft widmen. Da stimmt doch etwas nicht! Ich meine, nicht ein Virus macht uns krank, sondern unsere Gesellschaft ist krank, das Gesundheitssystem ist krank, das Virus macht uns nur auf diese 'Krankheiten' und Mißstände aufmerksam.
Und wie steh es mit dem Lernen?. Man lädt sich kurzerhand eine Software oder eine App aus dem Internet auf seinen PC, Laptop, Tablet oder Smartphone, und meint, die Methode / das Thema zu beherrschen. So, als ob jemand sagt 'Ich kann jetzt radfahren, ich habe ein interessantes Buch darüber gelesen!' Erinnern Sie sich, wie viel Übung Sie brauchten, bis Sie sicher radfahren, autofahren, skifahren oder sich sicher auf Schlittschuhen bewegen konnten? Lernen ist eben mehr als lesen oder kopieren! Wir haben mehr als nur einen Sinn um zu lernen, hinzu kommen die Impulse und das Unterbewußtseins mit Gefühlen und Emotionen.
Lernen mit allen Sinnen, durch Studium der Grundgedanken einer Methode oder einer Arbeitstechnik, eines Tools, und gemeinsam mit anderen Menschen. Dazu andauernde eigene Übung. Nur das verändert Überzeugungen, handlungsleitende Paradigmen und Einsichten, fördert unsere Geschicklichkeit, macht uns autonom, vermindert die App-Hängigkeit!
Genug Aspekte, die zu durchdenken Sinn macht am Übergang von 2021 zu 2022.
Wir alle wollen Erfolg im Beruf und in unserem Leben. Wie aber definieren wir 'Erfolg'? Ist das Karriere, Aufstieg, Einkommen, Wohlstand, ein größeres Auto, mehr Mitarbeiter als die Konkurrenz, Marktanteil…., oder was meinen Sie mit 'Erfolg'?
Erfolg ist keine Folge der Größe, Geldmenge, der vorhandenen Mittel, sondern eine Folge der Art und Weise, wofür und wie sie eingesetzt werden. Je weniger man davon hat, desto gebündelter und gezielter muss man diese einsetzen. Denken Sie an die Geschichte von David und Goliath.
Im StrategieCentrum Schwarzwald-Bodensee verstehen wir 'Strategie' nicht als 'Weg zum Ziel', sondern als die Art und Weise, wie jemand (ein Unternehmen, ein Mensch, eine Organisation) mit seinen Ressourcen (Energie, Mittel, Kräfte, Zeit, Belastbarkeit…) umgeht, wofür und wie er sie einsetzt. D.h. Erfolg ist die unmittelbare Folge der eigenen Strategie ( = Er-Folge), Misserfolg übrigens auch.
Also gilt sich für 2022 nur solche Ziele zu setzen, für die wir auch die nötigen Ressourcen besitzen! Oder die vorhandenen Kräfte und Mittel auf die Faktoren zu konzentrieren, die wirklich wichtig sind!
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